Happy Weltlehrertag


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Heute ist Weltlehrertag. Muss man es feiern, Lehrer zu sein, so wie Mutter, Vater, Frau oder Mann, Nichtraucher? Brauchen Lehrer einen eigenen Tag? Wenn es nach der Unesco geht, ja!

In vielen Ländern leidet die Qualität der Bildung darunter, dass es zu wenige Lehrer gibt. Bis zum Jahr 2030 werden nach aktuellen Prognosen fast 69 Millionen neue Lehrer benötigt, um Kindern weltweit eine qualitativ hochwertige Grund- und Sekundarschulbildung zu ermöglichen.  Im Grundschulbereich werden in den nächsten 14 Jahren 24,4 Millionen und in der Sekundarschule 44,4 Millionen neue Lehrkräfte aufgrund von Verrentungen und zusätzlichem Lehrkräftebedarf erforderlich sein.

Angesichts solcher Zahlen sollte sich überlegt werden, ob die Weichensteller für die Zukunft unserer Kinder und Gesellschaft nicht zukünftig anders behandelt werden sollten. Lehrer bekommen ein gutes Gehalt und sind oft verbeamtet. Lehrer können ihren Nachmittag oft frei einteilen und müssen nicht bis fünf Uhr arbeiten. Lehrer scheinen einen traumhaften Job zu haben, oder? Und warum fehlen dann so viele?

Vielleicht will nicht jeder mit so vielen Kindern oder Jugendlichen zu tun haben. Das lernt man mit der Zeit, ebenso wie die Planung und das Fachliche. Mit der Zeit wird es auch einfacher und man erkennt schneller die Stolperstellen. Irgendwann kann man auch neuen Lehrern und Praktikanten helfen, weil man erfahrener ist. Aber am Anfang ist man grenzenlos überfordert. 25 bis 28 Unterrichtsstunden halten, Schülerarbeiten und die Mitarbeit bewerten und verantworten, Arbeiten stellen, Stoff planen, die Verantwortung gegenüber Schulleitung und Eltern haben, dass die Kinder am Ende für ihre Prüfungen vorbereitet sind. Dazu kommt Inklusion, die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern mit Behinderungen. Man muss ständig dokumentieren, was man macht, damit man im Streitfall nachweisen kann, dass man seinen Job richtig gemacht hat. Alleine diese ständige Kontrolle und Sorge, angreifbar zu sein, beeinträchtigen die Gesundheit der Lehrer ebenso wie die schlechten Bedingungen in Schulen und die Vielfalt, die immer mehr Kinder ohne elterlichen Halt oder gesellschaftlich notwendige Erziehung (Sozialverhalten, Konzentrationsfähigkeit, Sprache) mit sich bringt. Sicher wollen Lehrer gerne alle Kinder retten, aber es ist eine einfache Rechnung:

 

Ich arbeite in der Realschule 28 Unterrichtsstunden zu 45 Minuten. Das sind 21 Zeitstunden. Die Hälfte einer Arbeitswoche ist also unterrichten. Dazu kommen Aufsichten, Schülergespräche, Lehrergespräche, Elterngespräche, Dokumentation, Materialsuche, Materialbearbeitung, Planung, Kopieren, Konferenzen, Sprechtage, Schulveranstaltungen, Korrektur von Schülerarbeiten. Klar haben wir dafür 60 Tage Urlaub, was sich mit Korrekturzeiten aufrechnen lässt. Eine Klassenarbeit zu kontrollieren dauert ca. 15 bis 30 Minuten je nach Fach und Jahrgangsstufe. Im besten Fall sind das bei 25 Schülern 6 Stunden. Drei Korrekturen sind bei einer Vollzeitstelle normal, oft auch vier. Also 18 Stunden Arbeit mal sechs pro Schuljahr (108 Stunden), was schon fast drei Wochen Arbeit entspricht. Viele Schulen haben Präsenz in den letzten Ferientagen, sodass die Schulferien früher enden. Insgesamt würde ich behaupten, dass die meisten Lehrer auf ihre wöchentliche Stundenzahl kommt.

 

Die Sicht auf Lehrer hat sich zwar verbessert und ich ernte häufig Respekt, wenn ich sage, dass ich Realschullehrer im Brennpunkt von Bonn bin. Trotzdem wird es noch viele Anreize und eine Veränderung der Arbeitsbedingungen bedürfen, um die Schulen einsatzfähig zu machen.

 

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