COPSOQ


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COPSOQ?!

Der COPSOQ (Copenhagen Psychosocial Questionnaire) ist ein wissenschaftlich validierter Fragebogen zur Erfassung psychischer Belastungen und Beanspruchungen bei der Arbeit. Der COPSOQ wird insbesondere im Rahmen der betrieblichen Gefährdungsbeurteilung eingesetzt. (Quelle: COPSOQ Homepage)

In etwa 30 Minuten werden Lehrer allerlei Fragen über ihr Empfinden von Schule gefragt. Dabei geht es um Sicherheit, Lautstärke, Leitung, usw.Die Gewerkschaften unterstützen COPSOQ und sicherlich ist es ein wichtiges Zeichen, wenn bei hohen Beteiligungen Missstände aufgedeckt werden, welche sicher auch den Mittelbehörden und Ministerien berichtet werden.

Und dann?

Sind wir aber mal ehrlich: In NRW wurden Hunderte neue Lehrerstellen geschaffen, welche nicht besetzt werden können und die Kinder müssen irgendwo beschult werden. Kleinere Klassen und mehr Lehrer sind auch teilweise baulich nicht möglich und die Kommunen haben bekanntlich kein Geld (für Bildung).

Im Projektmanagement gibt es ein magisches Dreieck aus Qualität, Zeit und Ressourcen. Wenn ein Ziel mehr Aufwand bedeutet als bisher gedacht, so muss entweder mehr Zeit, mehr Personal oder mehr Geld investiert werden. Sonst kann die gewünschte Qualität nicht im gewünschten Maß erbracht werden. Mehr Geld gibt es nicht und mehr Personal auch nicht und es ist auch unmöglich den Kindern für einige Monate schulfrei zu geben.

Also bleibt es an den Lehrern und ihrer Zeit hängen. Laut der Allgemeinen Dienstordnung NRW § 13 Arbeitszeit, Vertretungsunterricht, Mehrarbeit Absatz 1 folgt:

Für Lehrerinnen und Lehrer gilt grundsätzlich die wöchentliche Arbeitszeit des übrigen öffentlichen Dienstes. Sie erteilen die gesetzlich festgelegte und im Einzelnen bestimmte Anzahl der wöchentlichen Pflichtstunden (VO zu § 93 Absatz 2 SchulG – BASS 11-11 Nr. 1).

Die meisten Lehrer kommen sicherlich locker auf ihre 41 Pflichtstunden. Manche sagen, dass es Jammern auf hohem Niveau ist, denn der Job bringt auch viele Vorteile. Das stimmt und wieder nicht.

Die Lehrer werden immer mehr entmündigt. Der Elternwille zählt mehr als ihre Expertise. Die Schulleitungen und Mittelbehörden kriegen selber die Mittel gekürzt und Druck von Oben. Was also tun außer den Druck nach unten weiter zu reichen? Aufstehen wäre schön, aber passiert nicht. Schließlich will sich keiner ankreiden lassen, dass es gerade bei ihm nicht läuft. Also haben Lehrer die Tendenz, doch mehr zu arbeiten, damit das keiner von ihnen behauptet.

Es ist auch nicht immer schön, in einem schlecht ausgestatteten Raum mit 30 Schülern zu sein, zu inkludieren und zu integrieren, zu erziehen, zu disziplinieren, zu unterrichten, zu fördern, zu fordern, zu überreden, zu zwingen, zu drohen, zu bitten, zu verzweifeln, zu hoffen. Dann die vielen Listen, die man führen muss. Geld einsammeln, Rückmeldungen über nicht gemachte Hausaufgaben oder die fehlenden drei Euro für den Schulausflug, Noten aufschreiben, Klassenarbeiten und Tests schreiben und korrigieren, Unterricht planen, fördern, fordern, differenzieren.

21 Stunden in der Woche gehen bei einem vollzeitbeschäftigten Realschullehrer in NRW mit Unterricht drauf.

2 Pausen pro Tag, die an manchen Schulen mit Schülern und Kollegen und deren Anliegen gefüllt sind (ca. 40 Minuten pro Tag).

2-3 Pausenaufsichten von durchschnittlich 20 Minuten.

Laut Experten muss für jede Unterrichtsstunde noch einmal eine Stunde Vor- und Nachbereitung stattfinden. Dann sind wir schon bei über 46 Stunden Wochenarbeitszeit. Natürlich weiß ich, dass die Vorbereitungszeit mit der Erfahrung etwas weniger wird, aber von den anderen Punkten, die ich vorher aufgelistet habe, ist noch keiner erfüllt. Das Jammern auf hohem Niveau wird meiner Meinung nach wieder stark relativiert.

Ich hoffe, dass COPSOQ dennoch ein Erfolg wird und einige Entscheider wach rüttelt. Zumindest wird es in die Medien gehen und eine Diskussion lostreten. Dafür werden sicher genügend Menschen sorgen. Letztlich müssten Eltern daran sehr interessiert sein, denn wenn ich weiß, dass die Lehrer meines Kindes so überlastet sind und mein Kind darunter leidet, dann würde ich sofort einen Brief an die Schulaufsicht schreiben oder die Schulpflegschaft damit beauftragen. Letztlich ist ein gesunder Lehrer das Beste für die Kinder und das Beste für die Kinder wollen wir doch eigentlich alle, oder?


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