NRW-Schüler sind dumm! Oder?

Lesedauer 2 Minuten

KMK-Studie zur Kompetenz der Viertklässler

„NRW-Schüler sind dumm!“ ist der Tenor, den die Zeitungen jedweden Anspruchs titeln. Sie beziehen sich auf eine Studie der Kultusministerkonferenz und beziehen sich auf Grundschüler der vierten Klasse in Mathematik und Deutsch, die unterdurchschnittliche Leistungen. Ich habe mir die Statistik dazu einmal angesehen.

Ich möchte mit dem Artikel keine Diskussion über Methoden und die Schuldigen anregen. Dazu habe ich meine Meinung und die gehört nicht in diesen Artikel.

Zuerst einmal war die Teilnahme an der Erhebung in NRW nur für Lehrer und Schulleitungen der öffentlichen Schulen verpflichtend, nicht jedoch für die Schüler. Interessant ist auch, dass in NRW über die Hälfte der Kinder mit emotionalen und sozialen Entwicklungsstörungen in die Regelschule gehen, was meiner Erfahrung nach nicht immer sinnvoll ist, weil sie eine Klasse aufmischen und mehr Zeit einfordern, als die Lehrkraft für einen Schüler hat (da sitzen ja noch ein paar mehr). Auch spannend ist die Tatsache, dass NRW in der Statistik zwar die meisten Jahreswochenstunden aufweist (53), aber diese Zahl entgegen der meisten anderen Bundesländer Deutsch, Mathematik, Sachunterricht und Förderunterricht fächerübergreifend zählt. Das bedeutet, dass über alle Schuljahre hinweg in diesen Fächern rund 53 Wochenstunden unterrichtet werden. Was im ersten Moment viel klingt heißt aber, dass es zuerst durch vier geteilt werden muss, um dann anschließend noch auf die vier Fächer verteilt zu werden. Es bleiben also etwa 13 Stunden pro Schuljahr, die sich auf Mathematik, Deutsch, Sachunterricht und Förderunterricht verteilen müssen, was so gesehen drei bis vier Stunden pro Woche und Fach bedeutet. Und das ist nicht viel, wenn man sich anschaut, was die Schüler alles können sollen und müssen.

Zahlen

Nun zum Eingemachten. Insgesamt rangieren die Grundschüler wirklich immer auf den hinteren Plätzen und haben sich meist deutlich im Vergleich zum Vortest verschlechtert. In allen Berreichen (Lesen, Zuhören, Orthographie, Zahlen und Operationen, Raum und Form, Muster und Strukturen, Größen und Messen, Daten, Häufigkeit und Wahrscheinlichkeit) erreichen etwa drei von fünf Schülern durchschnittliches Niveau, was teilweise signifikant unter dem Bundesschnitt und nur vor Bremen, Hamburg und Berlin ist (teilweise auch dahinter). Zudem ist meist jeder fünfte Schüler unterdurchschnittlich.

Fazit

Die FDP wollte gerne ins Ministerium für Schule (egal wie es denn mal heißen wird) und nun haben sie den Salat. Mit den höchsten Bildungsausgaben vor Bayern, aber mit erheblich mehr Schülern und einer Lehrerknappheit (und der Rückführung zu G9) wird es bestimmt nicht langweilig. Es gibt sicherlich nicht einen Faktor. Hohe Armut, Berufstätigkeit beider Eltern, hohe Migrationsanteile in Verbindung mit schlechten Deutschkenntnissen im Elternhaus, große Klassen, hoher Anteil von diagnostizierten Förderschülern und Kindern, die Aufmerksamkeit wollen und nicht zuletzt unausgereifte Konzepte führen zu dieser Misere.

 

Wenn man sich diese vielen Stellschrauben betrachtet, sind 60% im Soll doch eigentlich gar nicht so übel. NRWs Viertklässler sind sicherlich nicht dumm, aber sie brauchen viel Aufmerksamkeit, damit wie nicht mit voller Fahrt gegen den Eisberg fahren und untergehen, denn ein Abwärtstrend ist nicht zu leugnen.

 

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