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9 Fehler, die junge Lehrer, Referendare und LAA oft machen

Lesedauer 6 Minuten

In diesem Lernsnack geht es um Fehler, die vor allem junge Lehrer, Referendare und LAA häufig machen. Neun Stück habe ich zusammengesucht und Tipps notiert, diese zu vermeiden.

Aller Anfang ist schwer und Fehler gehören zum Lernen

Wie bereits in meinem Beitrag zu den Anforderungen an Lehrer beschrieben, ist der Lehrer mit seinem zweiten Staatsexamen noch lange nicht fertig. Das gilt natürlich auch für Referendare und LAA (Lehramtsanwärter), die auch einige dieser Fehler machen und sich das Referendariat erschweren.

Außerdem wissen wir alle, dass Fehler auch ein Teil des Lernens sind. Von daher möchte ich Tipps geben, bestimmte Fehler zu vermeiden, die besonders oft von jungen Lehrern gemacht werden, die gerade ihre ersten Klassen unterrichten. Es geht um Organisation, Lehrerpersönlichkeit, Kooperation, Zeitmanagement und Ehrgeiz.

Es geht auch darum, die Fehlertoleranz nicht nur bei den Schülern zu entwickeln, sondern auch bei sich selber. Wichtig ist, dass man sich bei allem Zeit lässt. Natürlich auch bei der Umsetzung dieser Tipps!

01 Die Schüler sind nicht deine Freunde!

Besonders zu Anfang bemühen sich junge Lehrer oft um ein gutes Verhältnis zu den Schülern. Das ist ja auch richtig, allerdings müsst ihr keine Freunde sein! Schüler sind oft launisch und finden junge Lehrer oft cool und lässig. Sie nehmen sie aber auch nicht so ernst wie erfahrene Lehrer. Vor allem, wenn sie dich als Freund sehen, dir auf Instagram folgen oder du ihnen alles durchgehen lässt.

Besonders zu Anfang solltest du dir bewusst werden, dass du als Lehrer eine Rolle hast und sich mit dieser nicht vereinbaren lässt, dass du mit deinen Schülern befreundet bist. Die Schüler geht es im Prinzip ja nichts an, welche Musik du magst, ob du Single bist oder nicht, Kinder hast oder was dein Lieblingsessen ist.

Höflicher Umgang, Respekt, aber auch Disziplin und Konsequenz machen einen Lehrer beliebt und du wirst auch lernen, dass die Schüler zwar meckern und maulen, wenn du Grenzen setzt, aber sie werden dich insgeheim mehr schätzen als einen Kollegen, der keine Distanz wahrt und der sich „anbiedert“.

02 Noch mehr Disziplin

Neue Klassen testen gerne die Lehrer aus. Das gehört zu ihrem Spiel und das haben wir als Schüler auch schon gemacht. Wenn sich zeigt, dass der Lehrer nicht durchgreift und sich alles gefallen lässt, ist der Unterricht im jeweiligen Fach gelaufen.

Daher gilt es vor allem am Anfang, sich selbst zu disziplinieren und nach und nach die Regeln etwas zu lockern. Das ist immer leichter als einen „Sauhaufen“ wieder auf die Spur zu bringen.

Auch hier ist es wichtig, dass man als Lehrer eine Rolle hat und ein Teil unserer Persönlichkeit ist da natürlich immer enthalten, aber manchmal muss man als Lehrer verkneifen, zu viel von seiner Persönlichkeit zu zeigen. Das ist auch eine Form von Disziplin, nämlich Selbstdisziplin.

03 Kommunikation ist Trumpf

Junge Lehrer sind oft von der Komplexität des Systems erschlagen, sie wollen keinem zur Last fallen und haben auch manchmal zu großen Respekt vor Eltern und Kollegen.

Aber nur mit einer guten Kommunikation zu anderen Lehrern und auch zu den Eltern lassen sich Ressourcen nutzen. Die Kollegen haben Erfahrungen gemacht, die sie mit dir teilen können. Das erleichtert die Arbeit ungemein, wenn man das Rad nicht immer neu erfinden muss. Im Team kann man außerdem effektiver planen, kopieren und auch oft korrigieren.

Für die Disziplin wirkt es Wunder, wenn die Schüler wissen, dass die Lehrer untereinander und die Lehrer mit den Eltern sprechen. Oft ist nach dem ersten Anruf zuhause das Unterrichten viel leichter.

Wenn die Eltern im Boot sind, sich gut informiert und ernstgenommen fühlen, sind sie in der Regel sehr zugängliche und hilfreiche Verbündete.

Es kann auch hilfreich sein, beim Sekretariat nach Informationen zu horchen. Hier sitzt in der Regel die Schaltzentrale der Schule und hier gibt es die wichtigen Informationen. Wenn du dich gut mit der Sekretärin stellst, dann wirst du sicher irgendwann davon profitieren.

04 Grenzen setzen

Auch wenn Elternarbeit wichtig ist und auch ein guter Draht zu den Schülern und Kollegen unabdingbar sind, so sollte man immer versuchen, an bestimmten Punkten inne zu halten. Lehrer arbeiten in der Regel genug und junge Lehrer oft noch mehr als eigentlich gesund ist.

Daher solltest du Sprechzeiten ausmachen und dein Telefon ab einer bestimmten Uhrzeit stumm schalten, wenn du deine Telefonnummer an Eltern oder Schüler gibst.

Auf jeden Fall ist die Ziehung von Grenzen wichtig, damit Beruf und Privatleben nicht mehr verschwimmen als notwendig. Es wird passieren, das verspreche ich dir.

05 Zu viel arbeiten und zu sehr brennen

Besonders am Anfang wollen Lehrer schnell ein Level erreichen, auf dem andere nach Jahren sind. Außerdem sind sie extrem motiviert, idealistisch und kennen ihre Grenzen nicht.

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Zu viel Ehrgeiz ist ein Fehler, den Lehrer häufig machen. Photo by Andrea Piacquadio on Pexels.com

Die Arbeitszeit bei Lehrern ist schwer zu bemessen und nicht getaktet wie bei anderen Berufen. So kann man als Lehrer auch die Arbeitszeit gerne mal außer Acht lassen. Die Aufgaben müssen ja erledigt werden.

Daher ist auch Burnout ein häufiges Thema bei Lehrern. Ändere Dinge, die du ändern kannst und akzeptiere Dinge, die du nicht ändern kannst. Oft lässt sich durch Kooperation die Arbeitslast auch reduzieren.

Außerdem musst du nicht 150 Prozent geben. Das ist im Alltag nämlich auch gar nicht möglich, auch wenn du es vom Referendariat ja noch so gewohnt bist.

06 Teilnahme am Schulleben

Deine Kollegen sind wie eine Mannschaft, manchmal auch wie eine Familie. Es gibt natürlich immer mal wieder welche, mit denen du nicht mehr zu tun haben willst. Aber ihr seid ein Team.

Versuche daher, hilfsbereit zu sein, freundlichen Umgang zu pflegen und kleine Gesten als Mittel des friedlichen Miteinanders zu kultivieren. Behandle die Mitarbeiter mit Respekt und achte generell auf die Stresslevel. Manchmal kann es besser sein, anderen zur Hand zu gehen und auch mal „einen gut zu haben“.

Nimm auch gerne an Feiern im Kollegium teil. Wenn du keine große Lust hast, kannst du dich immer noch nach einer Weile verabschieden. Aber in gelöster Runde lernt man Kollegen oft noch einmal anders kennen und das verbindet dann auch im Alltag sehr.

Vor allem ist es wichtig, sich nicht im Klassenzimmer zurückzuziehen, weil man so viel Arbeit hat. Mal für einen Kaffee zusammen setzen oder gemeinsam in einer Freistunde zum Bäcker gehen.

Auch gemeinsame Gänge mit Rauchern können dir Frischluft und Tageslicht bieten. Auch wenn du nicht rauchst.

07 Keine Position beziehen

„Frischfleisch“ in der Schule wird gerne freundlich empfangen. Natürlich sind Lehrer oft einfach nur nett und erinnern sich, wie es am Anfang war. Aber dahinter steckt auch manchmal der Gedanke, dass man Kollegen auf seine Seite ziehen kann.

In Schulen gibt es oft verschiedene Lager. Manchmal gibt es Konflikte mit der Schulleitung oder zwischen diesen Lagern. Es gibt die Nörgler und die, die nichts verändern wollen. Dann gibt es die Innovativen, die Gewerkschafter und noch viele andere Gruppen.

Du kannst jedem zuhören und dir deine Meinung bilden. Lass dich aber nicht in Konflikte ziehen. Bleibe neutral und offen für alle. Das heißt natürlich nicht, dass du alles gut finden musst.

08 Sei nicht zu hart zu dir, aber auch nicht zu optimistisch

Ja, du sollst streng sein zu den Schülern, du sollst nicht zu hart arbeiten, du sollst um Hilfe bitten. Zeitgleich sollst du nicht erwarten, perfekt zu sein, um nicht auszubrennen. Wenn dir etwas nicht gelingt, probiere es noch einmal und überlege woran es gelegen hat. Sei also nicht zu hart zu dir.

Nimm dir einen Kollegen zur Hospitation und hol dir eine Beratung und ein Feedback. Verbessere dich Schritt für Schritt und bleib kritisch. Auf der anderen Seite musst du dir bewusst machen, dass es immer mal schlechte Phasen gibt und nicht alles gelingt. Selbstreflexion ist eine wichtige Kompetenz für Lehrkräfte.

Die Motivation ist im Winter, vor den Ferien, nach den Ferien, in Korrekturphasen, vor den Zeugnissen und zwischendurch am Tiefpunkt und dann geht alles wieder gut. Lehrer und Schüler sind auch nicht immer gut gelaunt und werden es dich spüren lassen.

Finde einen gesunden Mittelweg zwischen einem Energie versprühenden Quell der Inspiration und einem frustrierten Miesepeter. Natürlich kann deine Energie oft abfärben, aber sie kann auch zu Unmut führen. Es ist wichtig, ein Gespür zu entwickeln.

Es ist auch okay, sich einzugestehen, dass man selber mal keine Lust hat, den Clown oder Entertainer zu geben.

09 Organisiere dich!

Ehrlich gesagt ist Organisation alles im Leben eines Lehrers. Das Schuljahr ist durchorganisiert, die Klausuren bilden einen Rahmen der Unterrichtsreihen, die Ferien untergliedern ein Jahr.

Aber schon im Kleinen musst du dich gut organisieren, sonst gehst du in der Unmenge an Blättern, die an alle Schüler gehen und die dich als Lehrer erreichen, unter.

Führe Hefter mit Abhaklisten, schreibe Namen auf deine Elternbriefe, wenn Kinder nicht anwesend waren. Benutze ein Notenprogramm für die digitale Notenerfassung.

Sortiere deinen Platz im Lehrerzimmer, dein Fach und den Raum, in dem du am meisten unterrichtest. Als Klassenlehrer hast du oft die Möglichkeit, den Raum selber zu gestalten. Aber auch im Lehrerraumprinzip hast du die Freiheit, den Raum nach deinen Wünschen zu organisieren.

Auch die Organisation deiner Dateien am Computer ist wichtig, da du natürlich immer mehr digital arbeiten musst.

Fazit

Der Lehrerberuf ist zwar toll und schön und wahnsinnig motivierend. Aber leider eben auch anstrengend, frustrierend und fordernd. Wenn du zu viel Energie reingibst, dich nicht organisierst und keine klaren Grenzen ziehst, dann wirst du leicht unter die Räder gelangen.

Denn so schön die Schule auch ist, so kann sie ein Haifischbecken der Eitelkeiten sein und dich zum Spielball verschiedener Kräfte machen. Schüler sind launisch, Eltern wollen nur das Beste für ihr Kind und manchmal auch ohne Rücksicht auf Verluste und Kollegen sind auch in ihrem Hamsterrad gefangen.

Jeder macht Fehler und jeder hat Fehler und das ist natürlich und gut so, Denn so können wir anderen auch ihre Fehler verzeihen und an unseren arbeiten. Nutze die Ressourcen und gehe mit deinen mit Bedacht um.

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